Supply Chain Finance in Zeiten der Digitalisierung

FINANCE-Sonderbeilage zur 15. Structured Finance, Thomas Krings, 11/2019

Digitale Plattformen bringen frischen Wind in das Finanzierungsthema und bieten ihren Nutzern neue Möglichkeiten in der Lieferantenfinanzierung mit einer einfachen und effizienten Umsetzung.

Working Capital und Finanzierungskosten spielen eine große strategische Rolle in Unternehmen. Häufig bewegen sich Optimierungsansätze jedoch nur innerhalb der Grenzen des eigenen Unternehmens. Dabei lohnt sich ein Blick auf die gesamte Lieferkette, denn durch partnerschaftliche Zusammenarbeit können Herausforderungen der Innenfinanzierung besser gelöst und nachhaltigere Ergebnisse erzielt werden. Insbesondere in der Lieferantenfinanzierung liegt hohes Potenzial für den Einsatz digitaler Lösungen: Digitalisierung schafft Vernetzung. Neue Technologien und Plattformen bilden eine Brücke zwischen den Geschäftspartnern, um direkt und gemeinsam Cashflow, Working Capital und Finanzierung innerhalb der Lieferkette zu optimieren. Für einkaufende Unternehmen ergibt sich so die Möglichkeit, ihren Lieferanten einfach und flexibel Finanzierungslösungen anzubieten.

Lieferantenbeziehung stärken

Lieferanten kämpfen oft mit strukturbedingten Liquiditätsschwankungen sowie hohen Finanzierungskosten. Unternehmen können ihre Lieferantenbeziehung daher nachhaltig stärken und zusätzlich eigene Mehrwerte erzielen, indem sie diesen Finanzierungsalternativen, wie zum Beispiel Dynamic Discounting, anbieten. Hierbei erhalten Lieferanten eine vorzeitige Auszahlung ihrer Rechnungen gegen einen Discount. Das Angebot kann flexibel und nach Bedarf wahrgenommen werden, da es nicht, wie zum Beispiel bei Skonto-Modellen, an fixe Vereinbarungen gebunden ist. Der Konflikt, dass Lieferanten sich eine zügige Begleichung ihrer Rechnungen wünschen, einkaufende Unternehmen jedoch häufig an langen Zahlungszielen interessiert sind, wird auf diese Weise mit Vorteilen für beide Seiten gelöst. Denn Unternehmen können verfügbare Liquidität, die kaum Zinsen erzielt oder sogar „Strafgebühren“ verursacht, in ihre Lieferanten investieren und somit Einkaufskosten reduzieren sowie ihre Rendite steigern. In Forderungen und Verbindlichkeiten gebundenes Kapital kann auf diesem Wege wieder effizient arbeiten und erzielt dynamisch Mehrwerte für alle Beteiligten.

"SCF wird zu einem nachhaltig wachsenden Zukunftsfeld in der Unternehmensfinanzierung."

Mit Hilfe von digitalen Plattformen können neben Dynamic Discounting auch weitere Supply-Chain-Finance-Lösungen ohne komplexes Vertragswerk und langwierige Projekte realisiert und bei Bedarf kombiniert werden: so zum Beispiel die Möglichkeit, einen externen Finanzierungspartner in die Lieferantenfinanzierung einzubinden. Da die Systeme direkt zwischen den Abnehmern und ihren Lieferanten etabliert werden, können unnötige Komplexität sowie Kreditrisiken vermieden werden. Wo manuelle Ansätze schnell an ihre Grenzen stoßen, schaffen digitale Plattformen es, hohe Reichweite zu generieren und gleichzeitig den eigenen Aufwand auf ein Minimum zu reduzieren. Wichtig ist dabei für Unternehmen, dass die Systeme sich an bestehende Prozesse und Strukturen anpassen. Auch können die Plattformen als Whitelabel-Variante genutzt werden, sodass innovative, moderne Produkte schnell und unkompliziert unter dem eigenen Markenauftritt zur Verfügung stehen – ohne den Aufwand interner Entwicklungen. Supply Chain Finance wird damit zu einem nachhaltig wachsenden Zukunftsfeld in der Unternehmensfinanzierung.